Mittwoch, 16. Dezember 2015

Schuldienst



Ursachen für den Frust - nicht nur bei mir
In all den 36 Jahren, die ich im saarländischen Schuldienst verbracht habe, es war mit der Referendarzeit Dienst an vier verschiedenen Schulen, hat sich mir immer der Eindruck vermittelt, den Heine mit seinem Gedicht Erinnerungen aus Krähwinkels Schreckenstagen
vom Staatswesen des 19. Jahrhunderts erwecken will.
Leider bleibt am Ende lediglich die Gewissheit, nicht nur nichts erreicht zu haben, sondern dass es – schlimmer noch – in all der Zeit mit dem Schulsystem generell stetig bergab gegangen ist.
Natürlich suche ich zu allererst bei mir selbst einen Teil der Schuld, muss mich aber auf eine Art "Befehlsnotstand" – ein verbrannter Begriff, ist mir klar –berufen, der mir deswegen durchgängig zu schaffen gemacht hat, weil alle Initiativen, Anregungen, Meinungen, die ich ergriff oder äußerte, entweder durch politische Entscheidungen im saarländischen Parlament, durch Erlasse der Kultusbürokratie, durch vorgeblich demokratische Abstimmungen im jeweiligen Kollegium und vor allem durch Druck aus der Elternschaft unterlaufen wurden.
Flankierende Lektüre
Der Lehrerberuf in der Öffentlichkeit
Merkwürdig ist, dass du als Lehrer überall – ist durchaus wörtlich zu verstehen – sofort unten durch bist, wenn du deinen Beruf ins Gespräch einwirfst. "Der Lehrer hat morgens Recht und mittags frei" ist noch das harmloseste, aber am schwersten auszurottende Vorurteil, mit dem die meisten Gesprächspartner darauf reagieren. Meine Frau, seit vierzig Jahren Grundschullehrerin, wird dies wohl teilweise bestreiten, womit sie auch durchaus Recht hat, weil Lehrerinnen nach den Erfahrungen, die ich gemacht habe, selbst in Lehrerkollegien ein höheres Ansehen genießen als Lehrer.
Heinrich Böll schreibt im Vorwort zu seiner Erzählung "Die verlorene Ehre der Katharina Blum":
"Personen und Handlung (...) sind frei erfunden. Sollten sich bei der Schilderung gewisser (...) Praktiken Ähnlichkeiten (...) ergeben haben, so sind diese Ähnlichkeiten weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich."
Die Schilderung meiner Jahre im saarländischen Schulwesen ist natürlich nicht frei erfunden, sondern so aufgeschrieben, wie ich sie erlebt bzw. empfunden habe. Allerdings sind auch im vorliegenden Blog Ähnlichkeiten mit realen Personen, deren Namen ich nicht nenne, "weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich."
Einen Aufsatz über die Bildungspolitik in der Bundesrepublik Deutschland lesen sie hier.
Im Wald zwei Wege boten sich mir dar, und ich nahm den der weniger betreten war. Und das veränderte mein Leben.« ("Der Club der toten Dichter", Anspielung auf Robert Frosts Gedicht "The road not taken")
"Two roads diverged in a wood, and I - I took the one less traveled by, And that has made all the difference."

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