Erste Szene
Im Monolog ereifert sich Frau Staar über die angeblich
mangelnden Sitten des Herrn Olmers, der bei Tisch nur Augen für gleichaltrige
Damen gehabt und gestandene ältere wie sie und Ihre Muhmen ignoriert habe .
Zweite Szene
Frau Staar. Frau Brendel, Frau Morgenrot (beide nach ihrer Art geputzt).
Auch im Dialog
mit ihren Muhmen ist das Verhalten von Olmers bei Tisch der einzige Gesprächsgegenstand
– natürlich begleitet von abfälligen Bemerkungen der Damen.
Dritte Szene
Herr Staar. Die Vorigen.
Das
Thema ändert sich auch nicht, als schließlich Herr Staar hinzustößt. Er fragt
sich schließlich, "wie
der Herr Minister solche Leute empfehlen kann."
Vierte Szene
Sperling. Vorige.
Natürlich nutzt Sperling die gerade vorherrschende Stimmung,
um gegen seinen Nebenbuhler Stimmung zu machen. Dieser habe nach Sperlings
Auffassung, "keine Konduite" und werde "bei dem morgenden großen
Feste (…)zum Kinderspott." Frau Brendel fügt ihre eigenen Beobachtungen
beim Festmahl hinzu: "Da zwinkert' er immer mit der Jungfer Muhme, die ihm
gegenübersaß." Herr Staar schließlich dankt "dem Himmel, dass in
unserer guten Stadt Krähwinkel die liebe Jugend feiner erzogen wird".
Obwohl Olmers in seiner Verliebtheit sich nur benommen hat, wie sich junge
Leute nun mal benehmen, hat er nach Meinung der anwesenden "keine Sitten,
keine Moral, keine Lebensart" und vor allem "keinen Titel."
Fünfte Szene
Sabine. Vorige.
Auch in Anwesenheit Sabines lassen die Bürger der
Stadt kein gutes Haar an Olmers. Diese jedoch weiß sich zur Wehr zu setzen und
stellt in einer flammenden Erwiderung der betulichen, im Grunde aber auch
verlogenen Ehrpusseligkeit ihrer Verwandten und Nachbarn, die vom
Selbstbewusstsein gestützte neue Bürgerlichkeit, wie sie in der Residenz
gepflegt werde, gegenüber; selbst als Frau Staar theatralisch klagt: "Ach du mein Gott! ist denn die Residenz zu
einer Dorfschenke geworden?"
Sechste Szene
Der Bürgermeister. Olmers. Vorige.
Auch
wenn der Bürgermeister wegen der politischen Beziehungen von Olmers zum Minister
es vorzieht, diesen schonend zu behandeln, lassen die übrigen Anwesenden Olmers
spüren, dass sie wegen dessen angeblicher Verstöße gegen die
"Konduite" indigniert sind, so dass Sabine sich genötigt sieht, ihn
zu drängen, sich ihrer Familie zu offenbaren. "Sie sind auf dem besten Wege, es mit der
ganzen Familie zu verderben. Reden Sie mit meinem Vater, ehe es zu spät wird."
Siebente Szene
Olmers und der Bürgermeister.
Nachdem
Olmers mit dem Bürgermeister alleine ist, bricht er auch ohne Umschweife ein
belangloses Gespräch über einen Hammel ab und kommt ohne Umschweife zur Sache:
"Ich liebe Ihre Mademoisell Tochter (…) Ich
wünschte sie zu heiraten." Er stellt auch seine eigene Beförderung in
Aussicht und drängt den künftigen Schwiegervater zu einer raschen Entscheidung.
Dieser jedoch ("Ich bin Paterfamilias")
beabsichtigt zunächst "die sämtlichen Vettern und Muhmen zusammenzuberufen
und selbigen Dero Anliegen in geziemenden Terminis vorzutragen."
Achte Szene
In einem von Opportunismus getränkten Monolog wägt der Bürgermeister die Vor- und Nachteile einer Vermählung seiner Tochter mit Olmers ab, wobei er schließlich zu dem Ergebnis kommt, dass er einerseits die Entscheidung nicht alleine fällen könne, sondern die Unterstützung durch den Familienrat benötige, und andererseits die Hilfe durch Olmers in der Residenz noch von Vorteil sein könne. "Aber ich wollte denn doch, dass er das morgende Fest Sr. Exzellenz getreulich referierte; drum muss ich ihn schonen." Mit dem Fest am nächsten Tag ist in diesem Zusammenhang die Anprangerung der diebischen Magd gemeint.
Neunte Szene
Bürgermeister. Frau Staar. Herr Staar. Frau Brendel. Frau
Morgenrot.
Der Familienrat sitzt zusammen und berät, ob man in eine Vermählung zwischen Sabine und Olmers einstimmen könne. Nicht im Traum denkt man dabei daran, die beiden Betroffenen zu befragen, sondern zieht zunächst einmal über deren Köpfe hinweg alle Argumente heran, die dagegen sprechen: " Ein Fremder ist eine Raubbiene in unserm netten Bienenkorbe, (…) weiß nichts von unsern alten ehrwürdigen Gebräuchen, (…) macht sich lustig über unsere ehrbaren Sitten, (…) vergiftet die liebe Jugend, die ohnehin täglich schlimmer wird". Bleibt allerdings noch das Problem, wie man dem draußen wartenden Olmers die Entscheidung möglichst schonend beibringt, bei dessen guten Beziehungen zum Minister…. Schließlich möchte man ihn abfinden: " wenn man ihm eine andre Frau proponierte? (…) oder bei der nächsten Kindtaufe, welche in der Familie vorfällt, könnte man ihn zu Gevatter bitten." Am Ende gar soll sich die Witwe Brendel "opfern" und ihn zum Gatten nehmen. Diese, sich hinter dem Fächer versteckend, nimmt es mit einem errötenden "Ach lassen Sie doch den lieben Gott walten." entgegen.
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Szene aus einer Aufführung
am Teuringer Provinzthater
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Zehnte Szene
Olmers, der die ganze Zeit vor der Tür gewartet hat, drängt
den Bürgermeister zu einer Entscheidung. Dieser jedoch, Opportunist, der er nun
mal ist, schiebt diese lieber den anwesenden Damen zu, getreu seiner eigenen
Maßgabe: "Heiraten und Nähnadeln müssen die Frauenzimmer einfädeln." Die seltsamste Rolle spielt hierbei die Witwe
Brendel, die einer Verbindung mit Olmers zwar nicht gänzlich abgeneigt ist, sie
aber aus Schicklichkeitsgründen dennoch ablehnen muss.
Eilfte Szene
Völlig verwirrt führt Olmers in einem Monolog die seltsamen
Auskünfte, die er bekommen hat, auf die kulturellen Unterschiede zwischen
Kleinstadt und Residenz zurück.
Sabine und Olmers.
Zwischendurch versichern sich Olmers und Sabine hin und
wieder mal heimlich ihrer gegenseitigen Zuneigung, auch wenn, wie in dieser
Szene, der etwas tapsige Sperling allgegenwärtig ist.
Dreizehnte Szene
Sperling. Vorige.
Der Witz dieser Szene liegt darin, dass Sabine und Olmers
den Nebenbuhler Sperling dazu bringen, sich eine Gelegenheit für ein Rendezvous
für sie beide auszudenken. Sie nutzen Sperlings literarisches Interesse,
gaukeln ihm vor, Olmers schreibe an einem Roman, in dem eine junge Dame in
allen Ehren ein Stelldichein mit einem
Galan plane, und bitten ihn um seinen dramaturgischen Rat. Prompt entwirft
Sperling ein Szenario, ohne zu merken, dass es sich gegen ihn selbst richtet.
Vierzehnte Szene
Sperling hegt in einem Monolog tatsächlich leise Zweifel, ob
nicht vielleicht doch er selbst mit dem Nebenbuhler in Olmers' Roman gemeint
sein könnte. Diese Gedenken verdrängt er jedoch gleich wieder – übrigens in
Reimform -, weil er zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen gedenkt: Er
arbeitet an der Entstehung eines Romans mit, kann aber mit seinem Einfluss dem
Autor Olmers auch gleichzeitig schaden und sich bei Sabine einschmeicheln.
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