Dienstag, 15. Dezember 2015

August von Kotzebue: Die deutschen Kleinstädter (3)




Dritter Akt

Erste Szene
Im Monolog ereifert sich Frau Staar über die angeblich mangelnden Sitten des Herrn Olmers, der bei Tisch nur Augen für gleichaltrige Damen gehabt und gestandene ältere wie sie und Ihre Muhmen ignoriert habe .

Zweite Szene
Frau Staar. Frau Brendel, Frau Morgenrot (beide nach ihrer Art geputzt).
Auch im Dialog mit ihren Muhmen ist das Verhalten von Olmers bei Tisch der einzige Gesprächsgegenstand – natürlich begleitet von abfälligen Bemerkungen der Damen.

Dritte Szene
Herr Staar. Die Vorigen.
Das Thema ändert sich auch nicht, als schließlich Herr Staar hinzustößt. Er fragt sich schließlich, "wie der Herr Minister solche Leute empfehlen kann."

Vierte Szene
Sperling. Vorige.
Natürlich nutzt Sperling die gerade vorherrschende Stimmung, um gegen seinen Nebenbuhler Stimmung zu machen. Dieser habe nach Sperlings Auffassung, "keine Konduite" und werde "bei dem morgenden großen Feste (…)zum Kinderspott." Frau Brendel fügt ihre eigenen Beobachtungen beim Festmahl hinzu: "Da zwinkert' er immer mit der Jungfer Muhme, die ihm gegenübersaß." Herr Staar schließlich dankt "dem Himmel, dass in unserer guten Stadt Krähwinkel die liebe Jugend feiner erzogen wird". Obwohl Olmers in seiner Verliebtheit sich nur benommen hat, wie sich junge Leute nun mal benehmen, hat er nach Meinung der anwesenden "keine Sitten, keine Moral, keine Lebensart" und vor allem "keinen Titel."

Fünfte Szene
Sabine. Vorige.
Auch in Anwesenheit Sabines lassen die Bürger der Stadt kein gutes Haar an Olmers. Diese jedoch weiß sich zur Wehr zu setzen und stellt in einer flammenden Erwiderung der betulichen, im Grunde aber auch verlogenen Ehrpusseligkeit ihrer Verwandten und Nachbarn, die vom Selbstbewusstsein gestützte neue Bürgerlichkeit, wie sie in der Residenz gepflegt werde, gegenüber; selbst als Frau Staar theatralisch klagt: "Ach du mein Gott! ist denn die Residenz zu einer Dorfschenke geworden?"

Sechste Szene
Der Bürgermeister. Olmers. Vorige.
Auch wenn der Bürgermeister wegen der politischen Beziehungen von Olmers zum Minister es vorzieht, diesen schonend zu behandeln, lassen die übrigen Anwesenden Olmers spüren, dass sie wegen dessen angeblicher Verstöße gegen die "Konduite" indigniert sind, so dass Sabine sich genötigt sieht, ihn zu drängen, sich ihrer Familie zu offenbaren. "Sie sind auf dem besten Wege, es mit der ganzen Familie zu verderben. Reden Sie mit meinem Vater, ehe es zu spät wird."

Siebente Szene
Olmers und der Bürgermeister.
Nachdem Olmers mit dem Bürgermeister alleine ist, bricht er auch ohne Umschweife ein belangloses Gespräch über einen Hammel ab und kommt ohne Umschweife zur Sache: "Ich liebe Ihre Mademoisell Tochter (…) Ich wünschte sie zu heiraten." Er stellt auch seine eigene Beförderung in Aussicht und drängt den künftigen Schwiegervater zu einer raschen Entscheidung. Dieser jedoch ("Ich bin Paterfamilias") beabsichtigt zunächst "die sämtlichen Vettern und Muhmen zusammenzuberufen und selbigen Dero Anliegen in geziemenden Terminis vorzutragen."

Achte Szene

In einem von Opportunismus getränkten Monolog wägt der Bürgermeister die Vor- und Nachteile einer Vermählung seiner Tochter mit Olmers ab, wobei er schließlich zu dem Ergebnis kommt, dass er einerseits die Entscheidung nicht alleine fällen könne, sondern die Unterstützung durch den Familienrat benötige, und andererseits die Hilfe durch Olmers in der Residenz noch von Vorteil sein könne. "Aber ich wollte denn doch, dass er das morgende Fest Sr. Exzellenz getreulich referierte; drum muss ich ihn schonen." Mit dem Fest am nächsten Tag ist in diesem Zusammenhang die Anprangerung der diebischen Magd gemeint.

Neunte Szene
Bürgermeister. Frau Staar. Herr Staar. Frau Brendel. Frau Morgenrot.

Der Familienrat sitzt zusammen und berät, ob man in eine Vermählung zwischen Sabine und Olmers einstimmen könne. Nicht im Traum denkt man dabei daran, die beiden Betroffenen zu befragen, sondern zieht zunächst einmal über deren Köpfe hinweg alle Argumente heran, die dagegen sprechen: " Ein Fremder ist eine Raubbiene in unserm netten Bienenkorbe, (…) weiß nichts von unsern alten ehrwürdigen Gebräuchen, (…) macht sich lustig über unsere ehrbaren Sitten, (…) vergiftet die liebe Jugend, die ohnehin täglich schlimmer wird". Bleibt allerdings noch das Problem, wie man dem draußen wartenden Olmers die Entscheidung möglichst schonend beibringt, bei dessen guten Beziehungen zum Minister…. Schließlich möchte man ihn abfinden: " wenn man ihm eine andre Frau proponierte? (…) oder bei der nächsten Kindtaufe, welche in der Familie vorfällt, könnte man ihn zu Gevatter bitten." Am Ende gar soll sich die Witwe Brendel "opfern" und ihn zum Gatten nehmen. Diese, sich hinter dem Fächer versteckend, nimmt es mit einem errötenden "Ach lassen Sie doch den lieben Gott walten." entgegen.   


Szene aus einer Aufführung am Teuringer Provinzthater
  

Zehnte Szene

Olmers. Vorige.
Olmers, der die ganze Zeit vor der Tür gewartet hat, drängt den Bürgermeister zu einer Entscheidung. Dieser jedoch, Opportunist, der er nun mal ist, schiebt diese lieber den anwesenden Damen zu, getreu seiner eigenen Maßgabe: "Heiraten und Nähnadeln müssen die Frauenzimmer einfädeln."  Die seltsamste Rolle spielt hierbei die Witwe Brendel, die einer Verbindung mit Olmers zwar nicht gänzlich abgeneigt ist, sie aber aus Schicklichkeitsgründen dennoch ablehnen muss.

Eilfte Szene

Völlig verwirrt führt Olmers in einem Monolog die seltsamen Auskünfte, die er bekommen hat, auf die kulturellen Unterschiede zwischen Kleinstadt und Residenz zurück.


Zwölfte Szene
Sabine und Olmers.
Zwischendurch versichern sich Olmers und Sabine hin und wieder mal heimlich ihrer gegenseitigen Zuneigung, auch wenn, wie in dieser Szene, der etwas tapsige Sperling allgegenwärtig ist.

Dreizehnte Szene
Sperling. Vorige.
Der Witz dieser Szene liegt darin, dass Sabine und Olmers den Nebenbuhler Sperling dazu bringen, sich eine Gelegenheit für ein Rendezvous für sie beide auszudenken. Sie nutzen Sperlings literarisches Interesse, gaukeln ihm vor, Olmers schreibe an einem Roman, in dem eine junge Dame in allen Ehren ein  Stelldichein mit einem Galan plane, und bitten ihn um seinen dramaturgischen Rat. Prompt entwirft Sperling ein Szenario, ohne zu merken, dass es sich gegen ihn selbst richtet.

Vierzehnte Szene

Sperling hegt in einem Monolog tatsächlich leise Zweifel, ob nicht vielleicht doch er selbst mit dem Nebenbuhler in Olmers' Roman gemeint sein könnte. Diese Gedenken verdrängt er jedoch gleich wieder – übrigens in Reimform -, weil er zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen gedenkt: Er arbeitet an der Entstehung eines Romans mit, kann aber mit seinem Einfluss dem Autor Olmers auch gleichzeitig schaden und sich bei Sabine einschmeicheln.

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